Über diesen Blog
Was sind die Dos und Don’ts innerhalb der Schweizer Musikbranche? Ob für Neueinsteigende oder daran interessierte: Mit diesem Blog schafft IFPI Schweiz Klarheit, gibt Rat und hilft, das Schweizer Musikschaffen besser zu verstehen. Weil gute Musik einen professionellen Umgang mit ihr verdient.
30.11.2021 – Wo beginnen, wenn ich in der Schweiz ein Musiklabel gründen will? Im ersten Artikel haben wir Ihnen fünf Empfehlungen zu Themen wie Namensrechten und Rechtsformen dargelegt (hier nachlesen). In diesem zweiten Teil geht es nun um Themen wie Metadaten, Verwertungsgesellschaften und die Frage, wie der eigene Song ins Radio kommt.
Empfehlung 6: Lückenlose Metadaten sind die halbe Miete
Mit den ersten Aufnahmen Ihrer Artists beginnt einer der unspektakulärsten aber wichtigsten Teile Ihrer Arbeit: Das korrekte Dokumentieren von Metadaten.
Welche Songwriter haben an den Werken mitgeschrieben? Wie lange dauern diese? Welchem Genre ist die Aufnahme zuzuordnen? Welche ISRC haben diese Titel (siehe Empfehlung 7)? Diese und weitere Daten hinterlegen Sie am besten zu jedem Werk und jeder Aufnahme Ihrer Artists – oder zumindest zu diesen, welche Sie veröffentlichen wollen.
Mit korrekten und umfassenden Metadaten verhindern Sie, dass Ihnen zustehende Gelder vielleicht nicht richtig zugeordnet werden können – sei es beispielweise von Verwertungsgesellschaften (siehe Empfehlung 8) oder Streamingdiensten (auch DSPs genannt, Digital Service Provider). Nicht umsonst werden Metadaten als Gold des digitalen Zeitalters bezeichnet: Als Musiklabel sind diese Ihr grösstes Kapital – natürlich neben Ihren Artists. Diesen sollten Sie deshalb ebenfalls deutlich machen, dass eine umfassende Dokumentation ihrer Werke enorm wichtig ist und sofern möglich bereits im Studio beginnt.
Empfehlung 7: Eigene Codes machen unverwechselbar
Um kommerziell Musikaufnahmen veröffentlichen zu können, benötigt jede Aufnahme einen eigenen ISRC (International Standard Recording Code). Digitale Aggregatoren wie TuneCore, iGroove oder iMusician stellen Ihnen beim digitalen Vertrieb Ihrer Aufnahmen meistens ihre hauseigenen ISRC zur Verfügung, welche dann auf den Namen des Aggregators laufen.
Wir empfehlen Ihnen als professionelles Musiklabel jedoch, ISRC zu vergeben, welche auf den Namen Ihres Labels laufen. Das Recht für die Vergabe eigener Codes können Sie bei IFPI Schweiz erwerben. IFPI Schweiz ist schweizweit die einzige offiziell autorisierte Vergabestelle von ISRCs.
Mit der Vergabe eigener Codes minimieren Sie das Risiko von Verwechslungen und gewährleisten die reibungslose Verteilung aller Gelder, welche Ihnen zustehen. Weitere Informationen zum ISRC und anderen benötigten Codes, finden Sie in diesem separaten Artikel.
Bis dahin finden Sie weitere Informationen und Möglichkeiten zum Erwerb von ISRC auf unserer Website unter folgendem Link.
Empfehlung 8: Korrekte Anmeldung bei Verwertungsgesellschaften
Bevor Sie nun das erste Release Ihrer Artists veröffentlichen, gilt es sich bei den hiesigen Verwertungsgesellschaften anzumelden: Ihr Musiklabel als Phonoproduzent und ihre Artists als Ausübende Phono bei der SWISSPERFORM und ihre Artists als Komponisten bei der SUISA. Hierbei gilt es, einiges an Metadaten zu Ihren Releases in die Systeme einzupflegen. Aber da Sie diese ja jetzt lückenlos zur Hand haben, sollte dies kein Hindernis sein.
SWISSPERFORM: Die SWISSPERFORM ist die Verwertungsgesellschaft für Leistungsschutzrechte (LSR; auch «verwandte Schutzrechte») und nimmt gegenüber Nutzenden Ihre Vergütungsansprüche wahr. Dazu gehört beispielsweise, wenn ein Song Ihrer Artists im Radio gespielt wird oder wenn eine Bar Musik Ihrer Artists abspielt, um eine angenehme Atmosphäre für Besucher und Besucherinnen zu schaffen.
Als Label sollte man sich deshalb bei der SWISSPERFORM als Phonoproduzent anmelden, sofern Sie die «organisatorische und wirtschaftliche Verantwortung für befugt erstellte Tonaufnahmen [tragen], die in einer Vielzahl unter einem Label für den Handel bestimmt sind» (Quelle SWISSPERFORM). Anmelden kann man sich auf dieser Website.
Die Verteilung der Gelder erfolgt bei der SWISSPERFOM teilweise nutzungs- wie auch umsatzbezogen (mehr Informationen finden sie hier). Entsprechend sollten Sie jährlich die Aufnahmen Ihrer Artists und den korrekten Umsatz Ihres Labels melden, um an der Verteilung teilzunehmen. Auch hier gilt: Eine strukturierte und fortlaufende Buchhaltung und Dokumentation spart einiges an zusätzlichem Aufwand.
SUISA: Die SUISA vertritt die Urheberrechte ihrer Mitglieder, welche sich aus Komponisten, Textdichtern und Verlegern von Musikwerken zusammensetzen. Als Musiklabel ist man selbst nicht Mitglied der SUISA, aber viele Labels betreiben parallel auch einen Musikverlag. Sofern die eigenen Artists Songwriter und SUISA-Mitglied sind und Ihr Musiklabel deren Werke auf Tonträger pressen lässt, ist dies nach Tarif PI bei der SUISA anzumelden und zu entschädigen (sofern mehr als 100 Exemplare gepresst werden). Für die Online-Nutzung von Musikdateien (Download, Streaming) ist eine solche Meldung nicht erforderlich: Die Vergütung der Songwriter geschieht hier direkt zwischen dem Portal und der SUISA (bzw. dem Musikverlag). Weitere Informationen und Rechenbeispiele dazu finden sich auf der SUISA-Website.
Empfehlung 9: Wie kommt der Song ins Radio?
Nun steht Ihr erstes Release als Label an. Aber wie kommen Ihre Titel ins Radio? Das Music Promotion Network (MPN) dient hierbei als Bemusterungsplattform für die Schweizer Sendeanstalten. Um die Wahrscheinlichkeit deutlich zu erhöhen, im Radio gespielt zu werden, können Sie Ihre Titel bei MPN zur Verfügung stellen. Diese können dann beispielsweise von Radiomitarbeitenden angehört, heruntergeladen und gespielt werden. Der Erfolg ist natürlich nicht garantiert, aber Sichtbarkeit für die eigenen Releases schaffen ist ein wichtiger Schritt dazu.
Die Anmeldung erfolgt über die folgende Website: hier.
Empfehlung 10: Videoclip-Verteilung
Werden Musikvideos Ihrer Artists auf bekannten Fernsehsendern im Schweizer Sendegebiet abgespielt, sollten Sie an der sogenannten Videoclip-Verteilung teilnehmen. Alle zwei Jahre werden auf diese Weise die Videoclip-Einnahmen an Berechtigte verteilt. Melden Sie sich bei uns und wir informieren Sie rechtzeitig per Mail: hier.
Auch hier gilt: Wer alle Metadaten fortlaufend sauber dokumentiert, wird keine Mühe haben, das entsprechende Formular auszufüllen.
Zusätzliche Empfehlung 11: Networking 101 – Dabei sein ist alles
Zu guter Letzt gründen Sie Ihr Musiklabel ja nicht im luftleeren Raum. Als aufstrebendes neues Label in der Musikbranche hilft es, mit anderen Labels in Kontakt zu treten und Erfahrungen auszutauschen. Besuchen Sie Veranstaltungen wie das m4music oder die Swiss Music Awards, um Kontakte zu knüpfen.
Es ist zudem empfehlenswert, mit Ihrem Label einem der hiesigen Verbände beizutreten. Ein Verband ist per Definition eine Vereinigung von natürlichen und/oder juristischen Personen (Unternehmen), welche sich freiwillig zusammenschliessen, um gemeinsame Ziele und Interessen zu verfolgen.
IFPI Schweiz: Als Branchenverband vertritt IFPI Schweiz die Interessen der Phono- und Musikvideoproduzenten in der Schweiz. Sie unterstützt die Tätigkeit ihrer Mitglieder durch praktische und rechtliche Dienstleistungen und pflegt den Austausch zu allen Themen der Musikwirtschaft mit der Öffentlichkeit, den Medien, der Verwaltung und Politik.
Als IFPI-Mitglied profitieren Sie zudem von verschiedensten individuellen Dienstleistungen, wie Auskunft und Beratung zu rechtlichen und branchenspezifischen Fragen, monatlichen Marktdaten oder einem Ticket-Kontingent für die Swiss Music Awards.
Eine Mitgliedschaft bei IFPI Schweiz richtet sich an professionelle Produzenten und bedingt den Nachweis, dass Sie seit einigen Jahren als Phonoproduzent auf dem Schweizer Markt aktiv sind. Über den Antrag und die Einteilung in die Mitgliederkategorien entscheidet der Vorstand.
Unter folgendem Link sind weitere Informationen zu finden: hier.
IndieSuisse: IndieSuisse ist der Branchenverband der unabhängigen Musiklabels- und Produzenten und richtet sich insbesondere an «kleinere und mittlere unabhängige Unternehmen der Musikbranche».
Weitere Informationen finden sich auf der Website des Verbands: hier.
Alle weiteren Artikel finden Sie auf unserem Blog «How to Swiss Music Biz».
Text: Marco Büsch
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